Seiten

Montag, 7. März 2011

Bei Mobbing die Schule wechseln? Teil 1

Das war natürlich eine der ersten Fragen, die wir uns gestellt haben. Auch vorher schon haben ja einige Schüler der gleichen Klasse die Schule gewechselt, weil sie gemobbt wurden.
Wieso ist das eigentlich kein Alarmzeichen für Lehrer oder Schulen? Ok, vielleicht haben diese Schüler nicht ihre wahren Gründe für den Wechsel genannt, aber man sollte doch ein bissi stutzig werden, oder?

Jedenfalls haben wir uns vorerst dagegen entschieden. Aus 3 Gründen:

1. Unser Sohn möchte die Schule nicht wechseln:
Zum Einen ist hier am Ort kein anderes Gymnasium und zum Anderen sagt er sich, dass es auf einer anderen Schule ja auch genauso schlimm sein könnte. Statistiken sagen, dass es in jeder Klasse einen Mobbing-Fall gibt. (Erschreckend! Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass die meisten Lehrer in ihrer Klasse keinen Mobbingfall vermuten)
Wir werden ihn nicht dazu zwingen. Sollte er allerdings von sich aus den Wunsch äußern, dass er doch auf eine andere Schule möchte, müssen wir unsere Gründe noch einmal überdenken. Hilfe sieht in dieser Situation eh so aus, dass alle betroffenen Seiten zusammen arbeiten müssen.
Im Übrigen ist es mir sehr wichtig, dass er merkt, dass wir ihn ernst nehmen. Nichts wäre schlimmer, als dass er denkt, er stünde alleine da, man nehme ihn nicht ernst oder er habe keine Rückendeckung.
Ich mag mir gar nicht vorstellen, was alles passieren könnte, wenn ein Jugendlicher sich allein gelassen fühlt.

2. Wir würden ein falsches Signal geben
Wenn es ein Problem gibt, musst du weg laufen. Mobbing ist ein Mega-Thema geworden. Ich bin mir relativ sicher, dass es nur wenige Firmen gibt, in denen sich niemand gemobbt fühlt. Die Arbeitswelt hält nun mal die Ellbogen ganz weit oben und immer schön spitz nach außen gerichtet.
Soll unser Sohn später im Beruf auch direkt den Job wechseln, falls er gemobbt werden sollte?
Wir versuchen, unserem Sohn zu vermitteln, dass Mobbing nicht an ihm liegt. Wenn er nicht gemobbt würde, würde ein anderer gemobbt werden. In dem Moment, wo er die Schule wechselt, wäre es so, dass nur einer etwas macht (machen muss), um aus der Situation heraus zu kommen: nämlich er und sonst niemand. Wie kann man ihm dann noch sagen, dass er völlig "unschuldig" an der Mobberei ist?
Ein Argument, dass ich auch gelesen habe, ist: man gibt den Mobbern ja auch ein Zeichen mit einem Schulwechsel: sie sind am Ziel angelangt. Sie haben die Macht über jemanden und können ihn dazu bewegen, die Schule zu wechseln. Wie beim Sumo-Ringen: der Sieger drängt den Verlierer aus dem Kreis. Ist ein blöder Vergleich, schließlich ist Sumo-Ringen eine Sportart. Aber dieses Bild kommt mir dabei immer in den Sinn.
Nur: dieses Argument wäre mir letztendlich vielleicht noch egal. Mich interessieren die Täter herzlich wenig. Wahrscheinlich ist das auch besser so. Für sie.

3.  Der Schüler bleibt in seiner Opferrolle
Auf unzähligen Websites habe ich gelesen, dass es gar nicht unbedingt das beste Mittel für die Opfer ist, die Schule zu wechseln, ohne das Geschehene aufgearbeitet zu haben. Die Kinder gehen in einer Art Opferrolle von der einen Schule zur anderen. Ihr Selbstwertgefühl ist ja nicht gestiegen; es hat sich ja nichts geändert. Sie fühlen sich also weiterhin als Opfer: nur in einer neuen Situation. Ich stelle mir das als unheimlichen Stress vor.

Unser Sohn hat Angst, unter Menschen zu gehen. Daran müssen wir arbeiten. Wenn er jetzt in eine neue Schule gehen würde, wäre diese Angst nicht weg. Wie sähe also der Anfang auf dieser Schule aus? Er würde sich zurück ziehen, weil er evtl. auch Angst hat, bzw. aussondieren möchte, ob es auch hier Mobbing gibt. Also ist er aus Sicht der Anderen direkt in einer Art "Außenseiter-Situation", in der man ja eh ist, wenn man neu in eine Gruppe kommt.
Mobbing-Opfer kommen oft aus den Außenseiter-Gruppen. Also förderlich ist das meiner Meinung nach wahrscheinlich nicht.
(Hm, jetzt beim Lesen frage ich mich... hat das irgendjemand verstanden, was ich zu sagen versuche? Rückmeldung wäre nett!)

Und dann... was ist eigentlich, wenn (aus welchem Grund auch immer) der Schüler in der neuen Schule wieder gemobbt wird? Er wird einem doch alles glauben, aber nicht, dass er selbst nicht am Mobbing schuld hat. Oder?
Ich glaube, das wäre noch das Schlimmste, was jemandem passieren könnte, dessen Selbstbewusstsein monate- oder jahrelang so sehr leiden musste.

Quelle: Pixabay
Also momentan: Eher kein Schulwechsel aus unserer Sicht. Aber wir sind ja noch am Anfang... es liegt noch ein ziemlich weiter Weg vor uns und ein riesiger Berg, den wir abarbeiten müssen. Vielleicht sehen wir diesen Punkt in 2-3 Monaten ja auch anders?

Ich möchte jedenfalls im 2. Teil dieses Themas "Bei Mobbing die Schule wechseln?" ausführlicher darauf eingehen, was andere dazu denken. Welche Argumente es noch für oder gegen einen Schulwechsel gibt.
Zur Zeit recherchiere ich dazu noch... deshalb werde ich das im nächsten Post behandeln.

Keine Kommentare: